Arbeitsausschuss Feinstäube: Corona-Pandemie könnte durch Reduzierung der Aerosol-Übertragung besser bekämpft werden
Aerosole und ihre Ausbreitung spielen im Zusammenhang mit der Übertragung von Covid-19 eine wesentliche Rolle. Das Übertragungsrisiko könnte jedoch deutlich gesenkt werden, wenn mehr zur Reduzierung der Viren in der Innenraumluft getan würde. Zu diesem Schluss kommt der Arbeitsausschuss Feinstäube (AAF), der nun eine Stellungnahme mit konkreten Empfehlungen vorgelegt hat. Dazu zählen u. a. Entlüftungen, Absaugungen, Luftreinigungsanlagen und CO2-Messgeräte für Innenräume wie Klassenzimmer oder Verkehrsmittel sowie der verstärkte Einsatz von N95- und FFP2-Masken. An der Erarbeitung der Empfehlungen hat mit Prof. Dr. Peter Wiesen auch ein Experte der Bergischen Universität Wuppertal mitgewirkt.
Der Arbeitsausschuss Feinstäube vereint Expert*innen aus Ingenieurwissenschaften, Chemie, Physik, Biologie, Meteorologie und Medizin. In seiner Herbstsitzung hat der AAF die Rolle von Aerosolpartikeln bei der Ausbreitung der SARS-CoV2-Viren diskutiert und dazu eine Stellungnahme erarbeitet.
Daraus geht u. a. hervor, dass die erarbeiteten Gegenmaßnahmen kurzfristig – vor allem im Winter und bis ein Impfstoff breite Bevölkerungskreise erreicht hat – dabei helfen könnten, die Corona-Pandemie besser einzudämmen. Sie könnten aber auch langfristig helfen, Infektionen wie die saisonale Grippe oder weitere Pandemien in Zukunft einzudämmen.
Auf Basis ihrer Expertise beschreiben die Autor*innen in der jetzt veröffentlichten Stellungnahme verschiedene Aerosoltypen hinsichtlich ihrer Entstehung, Reichweite, Verweilzeit in der Luft und leiten daraus Empfehlungen zum Schutz durch verschiedene Maßnahmen ab. Sie unterstützen ausdrücklich die aktuellen Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts, schlagen aber vor, noch mehr zur Reduzierung von Viren in der Raumluft zu tun. Besonders die kleineren Aerosolteilchen würden mit der warmen Atemluft aufsteigen und sich dann unterhalb der Raumdecke verbreiten. Die Fachleute des Arbeitsausschusses empfehlen daher, bei Lüftungsanlagen darauf zu achten, dass die Frischluftzufuhr nicht von oben nach unten erfolgt, da dies zur Verwirbelung von Frisch- und Atemluft führt und Viren dann länger in der Raumluft schweben können.
„Wir sind uns bewusst, dass die technische Umsetzung von effizienteren Lüftungsmaßnahmen vermutlich eine der anspruchsvollsten Maßnahmen in der momentanen Situation in Deutschland ist. Der Infektionsschutz vor virenbelasteten Aerosolpartikel in Innenräumen und Verkehrsmitteln durch verbesserte Lüftungstechnik ist aber gerade in den kalten Wintermonaten besonders wichtig, um Corona-Superspreader-Events zu vermeiden“, unterstreicht Prof. Wiesen.
Neben der Einrichtung entsprechender Anlagen in Flugzeugen sowie dem Öffentlichen Nahverkehr rät das Expertengremium darüber hinaus dazu, kurzfristig Entlüftungen und Überkopfabsaugungen in vielen Bereichen zu installieren, besonders in Schulräumen oder in der Gastronomie. Die Beobachtung der CO2-Konzentration sei ein geeigneter Indikator dafür, wie gut die Belüftung wirke. Auch für Kultureinrichtungen könnten sich durch Überwachung des CO2-Anteils und damit der Innenraumluft später Möglichkeiten für eine Normalisierung des Betriebs ergeben.
Die komplette Stellungnahme ist hier abrufbar.
Kontakt
Prof. Dr. Peter Wiesen
Institut für Atmosphären- und Umweltforschung
Telefon 0202/439-2515
E-Mail: wiesen[at]uni-wuppertal.de