Auftrag sexuelle Bildung: Angehende Lehrerinnen und Lehrer besser vorbereiten
„Die Thematik ist nicht in der Lehrerbildung vorgesehen, in der Praxis sind die angehenden Lehrerinnen und Lehrer jedoch mit Fragen rund um Sexualität konfrontiert“, beschreibt Projektmitarbeiterin Anna Hartmann eine Problemstellung, die Hochschulen allgemein betreffe. Ohne explizite Seminare, keine Einführung in den dienstlichen Auftrag der sexuellen Bildung. „Dieser Auftrag ist sehr breit angelegt“, betont die Diplom-Sozialwissenschaftlerin. So umfassen die Richtlinien für die Sexualerziehung in NRW ein vielfältiges Themenspektrum – ob Geschlechterrollen, Familie und andere Formen des Zusammenlebens oder auch sexuelle Gewalt und Missbrauch – Lehrerinnen und Lehrer müssen einerseits in der Lage sein, entsprechendes Wissen zu vermitteln und andererseits Kindern und Jugendlichen Lernfelder eröffnen, in denen sie in Fragen der Sexualität eigene Wertvorstellungen entwickeln können.
„Sexualerziehung bedeutet mehr als sexuelle Aufklärung im Biologieunterricht. Es geht um einen fächerübergreifenden Ansatz. Auch im Deutsch-, Geschichts-, oder Sportunterricht müssen Lehrkräfte ihre Schülerinnen und Schüler mit ethischen, sozialen und kulturellen Fragen der Sexualität vertraut machen“, erklärt Hartmann. Mit dem Projekt „Sexuelle Bildung angehender Lehrerinnen und Lehrer“ (für Sekundarstufe I an Haupt-, Real- und Gesamtschulen), das im Fach Erziehungswissenschaft unter der Leitung von Prof. Dr. Rita Casale und Dr. Jeannette Windheuser angesiedelt ist, werden Lehrveranstaltungen für Studierende konzipiert, die sie auf die didaktischen und pädagogischen Herausforderungen in diesem Feld vorbereiten.
„Das Projekt ist NRW-weit und sogar bundesweit einmalig, da wir die Lehre im Bereich der sexuellen Bildung bildungs-, erziehungstheoretisch und geschlechtertheoretisch fundieren“, fährt Hartmann fort. Die Bedeutung sexueller Bildung unter diesen wissenschaftlichen Gesichtspunkten zu erarbeiten, sei wichtig, damit Studierende ihr eigenes pädagogisches Handeln reflektieren können. Hinzu kommt eine Kooperation mit der Beratungsstelle „Pro Familia“. Bei Exkursionen berichten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von ihren schulischen Aktivitäten. „Wir wollen den Studierenden vermitteln, wie ein professioneller Umgang mit Fragen zu Geschlechterverhältnissen und Geschlechterverständnissen der Gegenwart aussehen kann“, so Hartmann.
Ein ausgebuchter Workshop, zu dem das Projektteam Anfang Februar erstmals einlud, unterstrich die Bedeutung des Themas. In Kooperation mit den Fächern Biologie, Sport und Religion wurden Ansätze der sexuellen Bildung aus den verschiedenen fachdidaktischen Perspektiven betrachtet sowie aktuelle Herausforderungen diskutiert. Anna Hartmann: „Der Workshop kam bei den rund 100 Gästen gut an, das Teilnehmerfeld war sehr heterogen – Studierende, Referendare und tätiges Lehrpersonal, aber auch außerschulisch Tätige. Wir wollen das Angebot wiederholen und auch andere Fächer miteinbeziehen.“
Das Feld ist weit, die Ansätze vielfältig. „Wir arbeiten derzeit an Publikationen zu den Seminarkonzepten und wollen die Geschichte der sexuellen Bildung seit 1968 erforschen“, gibt Hartmann einen Ausblick über weitere Schritte. Das Ziel des gesamten Prozesses sei die Etablierung der Thematik in der Lehrerbildung an der Bergischen Universität Wuppertal. „Wir wollen erreichen, dass alle unsere Studierenden damit im Laufe ihres Studiums in Kontakt kommen.“
Kontakt
Dipl. Soz.Wiss. Anna Hartmann
Erziehungswissenschaften
Telefon: 0202/439-3162
E-Mail: hartmann[at]uni-wuppertal.de