Autor Wolfgang Hohlbein zu Gast an der Uni: „Fantastische Literatur hat sich einen Platz in den Köpfen der Leserschaft erarbeitet“
Im gut gefüllten Hörsaal 12 las Wolfgang Hohlbein jeweils zwei Passagen aus dem Roman „Armageddon“ sowie seinem unveröffentlichten Nachfolger, „Armageddon II“, vor. „Es war“, so beschrieb es ein Student im Anschluss, „als würde man sich ein ganz persönliches Hörbuch anhören.“ Zwischen den Lesungen wurde diskutiert – u.a. über Rolle und Bewertung sogenannter Unterhaltungsliteratur. Neben dem Autor auf dem Podium saß Constantin Ubber. Der Student hatte eine Arbeit über Wolfgang Hohlbein geschrieben und seinen Wuppertal-Besuch initiiert. Weitere Gesprächspartner waren Prof. Dr. Matías Martínez und Prof. Dr. Anne-Rose Meyer. Die Moderation lag in den Händen von Dr. Dominik Orth (alle drei vom Lehrstuhl für Neuere deutsche Literaturgeschichte).
„Vor 20 oder 30 Jahren wäre es unvorstellbar gewesen, Wolfgang Hohlbein an eine Universität einzuladen“, sagte Prof. Dr. Meyer. Damals sei Unterhaltungsliteratur von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern als Opium für das Volk eingestuft worden – ein Manipulationsinstrument, um die Massen ruhig zu halten. Noch in den 80er Jahren sei sie in erster Linie unter ideologiekritischen Gesichtspunkten beleuchtet worden. „Das hat sich inzwischen geändert“, betonte Prof. Dr. Martínez. „Es gibt keine Berührungsängste mehr. Unterhaltungsliteratur erreicht nicht nur eine breite Leserschaft. Sie hat auch Eingang in die Erzählforschung gefunden – als eigenständige Kategorie, nicht als defizitäre Variante ‚richtiger‘ Literatur.“
Verantwortlich für diesen Wandel seien vor allem die Leserinnen und Leser, zeigte sich Wolfgang Hohlbein überzeugt. „Sie haben sich gegenüber Kritikerinnen und Kritikern durchgesetzt. Sie lassen sich nicht länger vorschreiben, dass sie nur Kant lesen dürfen.“ Unterhaltungsliteratur lebe von Action, nicht von Monologen. Gerade Fantasy werde zur Entspannung genutzt und sei eine Möglichkeit, vorübergehend vor Alltagsproblemen zu fliehen. Die Folge: „Fantastische Literatur hat sich einen festen Platz in den Köpfen der Leserschaft, in den Bücherregalen und auch im Feuilleton erarbeitet.“
Die Studierenden stiegen ebenfalls in das Gespräch mit dem Autor ein und stellten ihm viele Fragen: Ob er sich als Jugendbuchautor sehe. Welches Genre er selbst am liebsten lese. Wie er Sprache nutze, um Stimmungen zu schaffen. Und wie es denn sei, das Schriftstellerleben. Letzteres beantwortete Wolfgang Hohlbein mit einem Zwinkern in der Stimme. „Viele Menschen sprechen von ihrer Rente als der Zeit, in der sie endlich tun können, was sie wollen. Das mache ich im Prinzip seit dem Erfolg von ‚Märchenmond‘ Anfang der 80er. Man könnte also sagen, dass ich seit 35 Jahren bezahlten Urlaub mache.“