Familienzusammenführung mal anders
- Wuppertaler Doktorandin erforscht Sozialverhalten von Elefanten
- Neue Erkenntnisse sollen zu besseren Haltungsbedingungen beitragen
Erkennen sich im Zoo lebende Elefanten wieder, wenn sie sich nach jahrelanger Trennung wiedersehen? Diese und weitere Fragen zum Sozialverhalten zoo- und wildlebender afrikanischer Elefanten sind Gegenstand einer Studie, an der Franziska Hörner, Doktorandin am Lehrstuhl für Biologie und ihre Didaktik/Zoologie der Bergischen Universität, beteiligt ist.
Im August dieses Jahres hat Hörner drei Elefantenzusammenführungen begleitet und Daten zur Reaktion der Tiere gesammelt. Dabei konnte sie wertvolle wissenschaftliche Erkenntnisse für die Elefantenhaltung gewinnen. „Im Bergzoo Halle gab es diesen Sommer zum Beispiel ein Familientreffen der ganz besonderen Art. Die Elefantenkuh Pori, die die vergangenen 23 Jahre im Tierpark Berlin gelebt hat, wurde von ihren Pfleger*innen nach Halle gebracht, wo sie auf ihre Tochter Tana und deren Kälber Tamika und Elani traf. Die beiden waren seit zwölf Jahren getrennt“, erklärt Franziska Hörner. Eine sehr außergewöhnliche Situation – auch aus Forschungssicht. Dieses große Familientreffen wurde deshalb nicht nur von Zoodirektor*innen, Elefantenpfleger*innen, Inspektor*innen und Tierärzt*innen ganz genau beäugt, sondern auch unter ethologischer Perspektive, also aus Sicht der Verhaltensforschung, begleitet.
Das Wissen, dass Elefanten in Matrilinien leben – das heißt die weiblichen Nachkommen bleiben ein Leben lang zusammen – und die Haltung der Tiere in diesen erstrebenswert ist, ist in den Köpfen der meisten Elefantenexpert*innen fest verankert. „Doch woran wird dies festgemacht? Wo ist der wissenschaftliche Beleg hierfür? Gilt dies pauschal auch für die zoolebende Generation? Alles Fragen, die bis vor Kurzem nicht mit wissenschaftlich fundierten Daten beantwortet und belegt werden konnten. Das hat sich nun geändert“, so Hörner weiter.
Die Transporte der Elefanten wurden ethologisch erfasst, Kotproben wurden gesammelt und auf das Stresshormon Cortisol untersucht, es wurden Lautaufzeichnungen vorgenommen, um auch die Kommunikation der Tiere im Infraschallbereich aufzuzeichnen. Über das Ergebnis freuen sich die Forscher*innen: „Die Tiere haben sich wiedererkannt und begrüßten sich zum Beispiel mit dem Begrüßungsritual der umschlungenen Rüssel, für das Elefanten bekannt sind.“ Die positive Reaktion der Elefanten aufeinander lässt auch darauf schließen, dass Matrilinien nach einer Trennung wieder zusammenwachsen können. Die neu gewonnenen Erkenntnisse sollen langfristig dazu dienen, die Haltung und Zucht afrikanischer Elefanten zu optimieren.
An der Studie beteiligt waren insgesamt fünf Zoos, zwei Universitäten (Wien und Wuppertal) und das Deutsche Primatenzentrum in Göttingen. „Auch das Netzwerk, das hierbei geschaffen wurde, hat zum Erfolg dieser Studie beigetragen. Ein kleiner Blick auf das, was uns in Zukunft vielleicht erwarten könnte: Elefanten, die in den neu generierten Matrilinien leben, Forschung, die diese Haltungsform untermauert und Zoos und Forschungseinrichtungen, die diese Haltung und Zucht betreuen und so zu ihrer Optimierung beitragen. Davon profitieren letztendlich die Elefanten“, fasst Hörner zusammen.
Kontakt:
Franziska Hörner
Fakultät für Mathematik und Naturwissenschaft
Telefon 0202/439-2976
E-Mail franziska.hoerner[at]uni-wuppertal.de