Flüge ins Unbekannte:Mit dem Höhenforschungsflugzeug in die oberen Stockwerke des asiatischen Monsuns
Während unseres Sommers hat der asiatische Monsun Einfluss auf das Wettergeschehen der gesamten Nordhemisphäre. Wie in einem riesigen Fahrstuhl werden hier enorme Mengen an Luft bis in über 16 Kilometer Höhe geschleudert. Damit erreichen sie bereits den Übergangsbereich zur Stratosphäre, dem hohen Bereich der Atmosphäre, in der die Ozonschicht liegt. Ein internationales Wissenschaftlerteam unter Beteiligung der Bergischen Universität Wuppertal und unter Leitung des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) erforscht jetzt im Projekt StratoClim („Stratospheric and upper tropospheric processes for better climate predications“) die Atmosphäre über Nepal, Indien und Bangladesch mit einem Höhenforschungsflugzeug. Am 27. Juli startete die russische M55-Geophysika zum ersten Messflug in die Stratosphäre und hat mittlerweile drei von insgesamt neun Forschungsflügen im Gebiet des asiatischen Monsuns erfolgreich absolviert.
Mit dem von Wuppertaler Atmosphärenphysikern betriebenen Messgerät HAGAR, das bereits seit 1998 auf zahlreichen Messkampagnen weltweit auf der M55-Geophysica eingesetzt wurde, wird ein breites Spektrum an klimawirksamen Spurengasen, darunter Kohlendioxid, Methan, Lachgas und Fluorchlorkohlenwasserstoffe, in-situ mit hoher Zeitauflösung gemessen. „Durch den Monsun werden bodennahe Luftmassen aus Südasien, die mit Luftschadstoffen und Treibhausgasen angereichert sind, auf direktem Weg in die untere Stratosphäre katapultiert, wo sie jahrelang verweilen und sich dabei weltweit ausbreiten“, erklärt Prof. Dr. Michael Volk. „Mit unseren Messungen wollen wir herausfinden, wie sich die Zusammensetzung der Luft in der unteren Stratosphäre durch den Monsun verändert und wie die globale Ausbreitung der durch ihn eingetragenen Luftmassen im Detail funktioniert.“
Dabei kommen zwei verschiedene Messprinzipien zum Einsatz: die Absorption von Infrarot-Strahlung sowie ein spezielles Gaschromatographie-System. Die direkten, hochpräzisen und räumlich hochaufgelösten Messungen der Verteilung stabiler Spurengase in der Troposphäre und der Stratosphäre erlauben Rückschlüsse auf dynamische Prozesse, insbesondere den Transport und Austausch von Spurenstoffen in der Atmosphäre.
Satellitenbilder zeigen zudem direkt oberhalb der Monsunregion eine dünne Wolke aus Aerosolen, in der Luft schwebende kleine Tröpfchen oder Staubkörnchen, welche sich über Südasien von der arabischen Halbinsel bis zur Ostküste Chinas erstreckt. Aerosole können erwärmend oder abkühlend auf das Klima wirken, je nach ihrer Zusammensetzung und abhängig davon, wie sie in komplizierter Weise mit Wolkenbildungsprozessen wechselwirken. Der Klimaeffekt von Aerosolen gilt als einer der größten Fehlerquellen bei der Vorhersage von Klimaänderungen. Die Zusammensetzung und Herkunft der Aerosolwolke über dem Monsun sowie die Prozesse, die zu ihrer Bildung führen, zählen zu den großen Rätseln der Klimaforschung. Es ist daher auch unbekannt, wie der Monsun auf Änderungen der Emission von Luftschadstoffen oder auf Klimaänderungen reagieren wird.
Das internationale Wissenschaftlerteam im Projekt StratoClim will diese Wissenslücke nun schließen. Insgesamt arbeiten 37 wissenschaftliche Organisationen aus elf europäischen Ländern, den USA, Bangladesch, Indien und Nepal unter Leitung des Alfred-Wegener-Instituts zusammen. StratoClim wird von der Europäischen Union gefördert.
Weitere Informationen zu dem Projekt unter
Kontakt:
Prof. Dr. Michael C. Volk
E-Mail M.Volk[at]uni-wuppertal.de