Historiker Prof. Dr. Hartwig Brandt verstorben
Der gebürtige Stadener hatte ab 1956 in Tübingen, an der FU Berlin und in Hamburg studiert. Hier war er 1966 von dem bedeutenden Verfassungshistoriker Prof. Dr. Gerhard Oestreich mit einer Arbeit über „Landständische Repräsentation in deutschen Vormärz“ promoviert worden. 1976 hatte er sich in Marburg mit einer Studie zur Geschichte des Württembergischen Landtags zwischen 1819 und 1870 habilitiert.
Nach längerer Tätigkeit als akademischer Rat und mehreren Vertretungen renommierter Lehrstühle erhielt Brandt 1994 den Ruf nach Wuppertal. Hier entstanden Schriften, die seither als Standardwerke ihrer Art gelten: eine Deutsche Verfassungsgeschichte 1800 bis 1945 (1998), eine Europäische Geschichte 1815 bis 1850 (2002) und eine Sammlung von „Quellen zur Alltagsgeschichte der Deutschen 1815 - 1870“ (2005).
Solche Forschungsinteressen speisten sich – wie bei jedem guten Historiker – aus Gegenwartserfahrungen. Vor dem Hintergrund erregter Grundsatzdebatten über das politische System der Bundesrepublik während der 1970er Jahre fragte Brandt nachdrücklich und international vergleichend nach der Genese des deutschen Verfassungsstaats im 19. Jahrhundert. Seinen politischen Überzeugungen entsprechend stand der liberale Parlamentarismus im Zentrum seiner Forschungen.
„Prof. Brandt hat sich große Verdienste um den Aufbau des Faches Neuere Geschichte an der Bergischen Universität erworben“, erinnert sich sein langjähriger Fachkollege Prof. D. Franz Knipping. „Mit seiner hohen fachlichen Kompetenz, wissenschaftlichen Unbestechlichkeit und auch rhetorischen Brillanz hat Herr Brandt ganz erheblich zu der Entwicklung beigetragen, die Wuppertal ebenbürtig auf der Landkarte der Historischen Seminare in Deutschland auftauchen ließ,“ so Knipping.
Prof. Dr. Gerrit Walther, Lehrstuhlnachfolger von Prof. Brandt und Dekan der Fakultät für Geistes- und Kulturwissenschaften, ergänzt: „Mit Hartwig Brandt verliert die Bergische Universität einen hoch geschätzten Kollegen, einen vorzüglichen Forscher und einen Meister historischer Darstellung.“