Historiker Prof. Wolfgang Orth verstorben
Nach der Schulzeit in München studierte Wolfgang Orth ab 1963 an den Universitäten München und Tübingen Klassische Philologie und Geschichte und schloss sein Studium 1968 mit dem Staatsexamen ab. 1970 promovierte er mit einer Dissertation über „Die Provinzialpolitik des Tiberius“ bei seinem Lehrer Hermann Bengtson in München. 1976 wurde Orth ebenda habilitiert mit der Arbeit „Königlicher Machtanspruch und städtische Freiheit. Untersuchungen zu den politischen Beziehungen zwischen den ersten Seleukidenherrschern und den Staaten des westlichen Kleinasien“.
Nach kurzer Privatdozentur in München wurde er 1977 als Professor für Alte Geschichte an die Universität Münster berufen. Von dort kam Prof. Orth 1988 an die Bergische Universität Wuppertal, wo er den neu geschaffenen Lehrstuhl für Alte Geschichte aufbaute und über zwei Jahrzehnte prägte. „Bedeutsam war in dieser Zeit sein Beitrag zu der Entwicklung, die Wuppertal auf der Landkarte der etablierten Historischen Seminare in Deutschland ebenbürtig auftauchen ließ“, erinnert sich sein langjähriger Fachkollege Prof. Dr. Franz Knipping.
Forschungsschwerpunkte von Prof. Orth waren der Hellenismus und die Römische Kaiserzeit, hierzu hat er zahlreiche Publikationen vorgelegt, unter anderem die Monographie „Die Diadochenzeit im Spiegel der Historischen Geographie“ (1993) und ein Bändchen über den athenischen politischen Publizisten „Isokrates“ (2003). Hervorzuheben ist auch Orths örtliche und überörtliche Zusammenarbeit mit Vertretern benachbarter Fächer, so die Kooperation mit der Kirchlichen Hochschule Wuppertal bei der deutschen Übersetzung und Kommentierung des griechischen Alten Testaments („Septuaginta“).
Für die Wuppertaler Studierenden galt Prof. Orth als ein strenger akademischer Lehrer, der durch seine außerordentlichen Fachkenntnisse und didaktischen Fähigkeiten, aber auch durch seine Menschlichkeit, beeindruckte und für die Alte Geschichte zu begeistern wusste. Mit Wolfgang Orth verliert die Bergische Universität einen über Wuppertal hinaus hoch angesehenen Forscher und Hochschullehrer. „Das Historische Seminar verneigt sich dankbar vor einem stets freundlichen, diplomatischen, vorbildlich gentlemanhaften Kollegen“, so seine Fachkollegen.
„Kraft seiner gelehrten Dignität, seines unbestechlichen Qualitätsgefühls und seiner klugen Diplomatie hat Wolfgang Orth maßgeblich dazu beigetragen, dass das Fach Geschichte an der Bergischen Universität sich zu einem leistungsfähigen Historischen Seminar entwickeln konnte, das heute in ganz Deutschland – und darüber hinaus – hohe Anerkennung genießt“, sagt Historiker Prof. Dr. Gerrit Walther, Dekan der Fakultät für Geistes- und Kulturwissenschaften.