HORIZON 2020: Forscher*innen entwickeln unter Leitung der Bergischen Uni neue Spielregeln für europäische Migrationsdiskurse
Ausgangspunkt ist die Beobachtung, dass die Krisenmetaphorik in der Flüchtlingspolitik eine antieuropäische Stimmung fördert: Die humanitären Katastrophen von Flucht und Vertreibung werden zu einem Sicherheits- und Verteilungsproblem, aus der „Flüchtlingskrise“ wird eine „Krise Europas“.
Hier setzt Opportunities an: Die Wissenschaftler*innen wollen eine zukunftsorientierte und produktive Debatte anregen, die auf neuen Prinzipien für einen fairen Dialog über Einwanderung und erfolgreiche Integration beruht. Inspiriert durch die ökonomische Metapher des „level playing field“, die ein „Fair Play“ im EU-Binnenmarkt beschreibt, streben die Verantwortlichen nun nach einem „Fairen Erzählen“. Ihre Neukonzeption von Öffentlichkeit als multiperspektivischer, mehrstimmiger Dialograum bezeichnen sie als „level telling field“. Ausgehend von den Erkenntnissen der transdisziplinären Erzählforschung werden in den kommenden vier Jahren die narrativen Dynamiken europäischer Migrationsdebatten theoretisch modelliert und mit Hilfe qualitativer Ansätze sowie quantitativer Studien analysiert. Ziel ist die Rekonstruktion unterschiedlicher Perspektiven auf Migration und Integration in Herkunfts-, Transit- und Zielländern.
„Das Zentrum für Erzählforschung der Bergischen Universität mit seinem Fokus auf Wirklichkeitserzählungen und narrative Transferprojekte ist ein entscheidender Standortfaktor für die Koordination komplexer Kooperationen dieser Art“, so Prof. Sommer. Prof. Dr. Michael Scheffel, Prorektor für Forschung Drittmittel und Graduiertenförderung an der Bergischen Uni, betont: „Opportunities ist ein transdisziplinär angelegtes Projekt von hoher sozial-politischer Relevanz, dessen Einwerbung nicht zuletzt die internationale Strahlkraft narratologischer Forschung an der Bergischen Universität weiter erhöht und bestätigt.“
Zu den Besonderheiten des Projekts, an dem neben der Bergischen Universität auch Universitäten und Forschungseinrichtungen in Leuven, Gent, Accra, Saint-Louis und Salzburg beteiligt sind, zählen die Zusammenarbeit mit afrikanischen Partnern (Senegal, Ghana und Mauretanien) sowie die Einbindung zahlreicher Nichtregierungsorganisationen (NGOs) aus Rumänien, Italien, Belgien, Frankreich, Portugal und Mauretanien. Sie werden die „level telling field“-Prinzipien mit Hilfe einer innovativen Methode, dem „cross-talk“, in einem weiteren Schritt umsetzen, indem sie in Veranstaltungen auf lokaler Ebene Gespräche zwischen Geflüchteten, Bürger*innen und Politiker*innen initiieren. Die Ergebnisse des Vorhabens werden zum Abschluss in einer Touring-Production des KVS Theater Brüssel interpretiert und auf europäischen Bühnen re-inszeniert.
Im Rahmen der digitalen Auftaktveranstaltung am 2. und 3. März betonte Dr. Andreas Obermaier-Mureşan, der das Projekt von Seiten der Europäischen Kommission betreut, die Exzellenz und den Innovationsgehalt des wissenschaftlichen Konzepts. In seinem Grußwort hob er zudem das große Potenzial dieser Kooperation zwischen europäischen und afrikanischen Partnern hervor. Man verspreche sich von Opportunities „einen Ausweg aus der vergifteten Atmosphäre gegenwärtiger Debatten um Migration und Integration“.
Kontakt:
Prof. Dr. Roy Sommer
Zentrum für Erzählforschung
Telefon 0202/439-2365
E-Mail rsommer[at]uni-wuppertal.de
This project has received funding from the European Union’s Horizon 2020 research and innovation programme under grant agreement No 101004945.