Mehr Klimaschutz durch besseres Betreiben von Gebäuden
Viele Gebäude und Liegenschaften werden heute unter ihren Möglichkeiten betrieben. Viel zu oft steht allein die Funktion der Immobilie und nicht die Qualität im Fokus. Die Tagungsteilnehmenden waren sich beispielsweise einig: Der Energieverbrauch und die damit verbundenen Klimagasemissionen sind häufig höher, als sie bei einer optimierten Betriebsführung sein könnten.
Beim Symposium wurden Ursachen vorgestellt und Methoden diskutiert, um diese Defizite zu überwinden. „Am Beginn steht die Definition von gebäudebezogenen, prüfbaren Qualitätszielen im Rahmen der Projektentwicklung und -planung“, sagt Prof. Dr. Karsten Voss, Leiter des Lehrstuhls für Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung. Mit Rechenwerkzeugen unterschiedlicher Komplexität können beispielsweise Ziele für das Raumklima und den Energiebedarf ermittelt werden. Darüber hinaus können besonders bei älteren Bestandsgebäuden bauteilbezogene Messungen vor Ort dazu beitragen, unbekannte Eigenschaften – wie beispielsweise den vorhandenen Wärmeschutz – zu ermitteln.
Erstrebenswert ist eine Plattform, auf der alle Informationen für ein Gebäude konsequent verwaltet werden und somit allen Beteiligten über den gesamten Nutzungszyklus einer Immobile zur Verfügung stehen. So war auch die in der Einführung befindliche Methode „Building Information Modelling“ (BIM) ein zentraler Themenpunkt auf der Agenda des Symposiums. „Nicht alle Wünsche in Bezug auf den Datenaustausch und die Modellkompatibilität können heute schon vollumfänglich erfüllt werden. Die Demonstration von Teilaufgaben und die Berichte von erfolgreichen Pilotanwendungen haben aber unterstrichen, dass die Richtung stimmt“, so Prof. Dr. Manfred Helmus, Leiter des Lehrstuhls Baubetrieb und Bauwirtschaft.
Schließlich diskutierten die Teilnehmenden über die Bedeutung eines deutlichen Zuwachses von Strom aus Erneuerbarer Energie im Netz: Dadurch kommt der Gebäudeautomation auch die Aufgabe zu, Gebäude flexibler als heute üblich an das Stromnetz anzubinden. „Ein netzdienlicher Betrieb trägt dazu bei, den Ausbau von Netzkapazitäten zu reduzieren und Strom im Gebäude vor allem dann zu nutzen, wenn er CO2-neutral zur Verfügung steht“, erklärt Prof. Dr. Markus Zdrallek, Leiter des Lehrstuhls für Elektrische Energieversorgungstechnik. Wie Gebäude optimal auf zukünftig deutlich zeitvariablere Strompreise reagieren können, wurde am Beispiel des „Smart Grid Lab“ der Bergischen Uni demonstriert – ein reales Niederspannungstestnetz am Campus Freudenberg betrieben von Prof. Zdralleks Lehrstuhl.
Zeitgleich zum Symposium ging die erste Solarstromanlage auf dem Campus Haspel in Betrieb. Die 200 m² große Anlage mit 24 kW Nennleistung wurde im Rahmen des Projekts „Living Lab Gebäudeperformance“ finanziert. Sie trägt zur Energieversorgung durch Erneuerbare Energien auf dem Campus bei und unterstützt die Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Gebäude-Netz-Interaktion. Das Projekt läuft noch bis Herbst 2020 und wird durch den europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) „Investitionen in Wachstum und Beschäftigung“ in Verbindung mit Mitteln des Ministeriums für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen (MHKBG NRW) gefördert.
www.gebaeudeperformance.uni-wuppertal.de
Kontakt:
M. Eng. Malin Berges
Fakultät für Architektur und Bauingenieurwesen
E-Mail berges[at]uni-wuppertal.de