Neue Glücksformel für das Arbeitsleben
Macht Geld glücklich? Eine gemeinsame Studie der Universitäten Wuppertal und Bonn liefert neue Antworten auf diese vieldiskutierte Frage. Jüßen und Bayer untersuchten, welchen Einfluss Einkommensanstiege und Arbeitspensum auf die Lebenszufriedenheit haben. Sie kamen zu eindeutigen Ergebnissen: Mehr Geld macht tatsächlich glücklicher – aber nur, wenn das Gehalt auch dauerhaft steigt. Eine vorübergehende Erhöhung hat keinen nennenswerten Einfluss auf das Glücksgefühl des Mitarbeiters; auch dann nicht, wenn sie hoch ausfällt. Ein permanenter Anstieg des Einkommens sorgt dagegen für ein deutlich erhöhtes Wohlbefinden beim Gehaltsempfänger, auch wenn die Summe auf dem Konto nur geringfügig zunimmt.
Als zweiten wichtigen Einflussfaktor der Arbeitswelt auf das persönliche Glück identifizierten die Forscher die Stundenzahl, die Angestellte ableisten. „Wer ständig mehr arbeiten muss, wird unglücklicher“, so Prof. Jüßen. „Dieses Ergebnis steht im Widerspruch zu vielen anderen Studien, die zu dem Schluss kommen, dass es schon zufriedener macht, überhaupt eine Beschäftigung zu haben als keine.“ Die neue Untersuchung deutet daraufhin, dass Erwerbslose eher unter dem Einkommens- als unter dem Beschäftigungsverlust an sich leiden.
Für ihre Untersuchungen entwickelten die beiden Ökonomen einen neuen Ansatz zur Analyse der relevanten Faktoren im Zusammenhang von Arbeitswelt und persönlichem Glücksempfinden. Während frühere Studien zu diesem Thema nur statische Modelle zugrunde legten, bezogen Prof. Jüßen und Prof. Bayer auch die Dynamik der Einkommensentwicklungen mit ein. Wie sich herausstellte, war genau das ein entscheidender Schritt hin zu einem besseren Verständnis der Auswirkungen von Einkommenshöhe und Arbeitszeit auf das Wohlbefinden. Denn dauerhafte Gehaltserhöhungen beeinflussen die Zufriedenheit des Arbeitnehmers völlig anders als ein nur vorübergehendes Mehreinkommen. Bisherige Forschungen hatten diesen Unterschied unberücksichtigt gelassen und alle Einkommensveränderungen gleich behandelt.
Die Studie belegt auch, dass ein funktionierender Finanzmarkt wichtig ist, um die Auswirkungen von Einkommensschwankungen und Mehrarbeit auf das Wohlbefinden abzudämpfen. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass Gehalt und Arbeitszeiten mehr zum Glück oder Unglück des Arbeitenden beitragen können, als bisher angenommen“, sagt Prof. Jüßen. „Die Formel für eine höhere Lebenszufriedenheit lautet demnach: dauerhaft mehr Geld bei gleichbleibender Stundenzahl.“
Zum Artikel im „American Economic Journal: Macroeconomics“
Kontakt:
Prof. Dr. Falko Jüßen
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