Neues Buch über Konflikt- und Kriegsdynamiken
„Kriegerische Konflikte sind kein Phänomen der Vergangenheit – auch wenn wir in Europa das gerne glauben“, erklärt die Autorin. So wurden im vergangenen Jahr insgesamt 40 Konflikte als Kriege ausgetragen. „Diese Kriege sind nicht einfach vom Himmel gefallen, sondern Ergebnis von Eskalationsprozessen: Was als friedlicher Protest beginnt, kann zu einem Krieg eskalieren“, sagt Mayer.
Für die Analyse der Eskalationsdynamiken greift Lotta Mayer auf den Symbolischen Interaktionismus Herbert Blumers zurück. „In dieser Theorie steht die Sinnhaftigkeit des Handelns im Mittelpunkt, und dennoch vermag sie auch unintendierte Handlungsfolgen zu erfassen“, so Mayer. Zuerst reformuliert die Soziologin diese Theorie, um dann auf dieser Basis die Interaktionsprozesse einerseits zwischen und andererseits innerhalb der Konfliktparteien zu analysieren.
Daraufhin entwickelt die Autorin ein dreistufiges Modell der eventuellen Eskalation sozialer Konflikte, das deren Verlauf von friedlich ausgetragenen Auseinandersetzungen zwischen einer sozialen Bewegung und staatlichen Instanzen hin zu komplexen Bürgerkriegen mit einer Vielzahl von beteiligten Konfliktparteien rekonstruiert. Eine zentrale Rolle spielen dabei die Prozesse der Polarisierung, der Militarisierung sowie der Fragmentierung. „Diese Veränderungen der Akteurskonstitution resultieren in einer wachsenden und zunehmend organisierten Gewaltsamkeit des Konfliktaustrags, und erschweren zugleich die Deeskalation“, so Lotta Mayer.
Mayer, Lotta: Konfliktdynamiken – Kriegsdynamiken. Zur Konstitution und Eskalation innergesellschaftlicher Konflikte. Transcript Verlag 2019, 490 Seiten, 49,99 Euro.
Kontakt:
Dr. Lotta Mayer
Fakultät für Human- und Sozialwissenschaften
Telefon 0202/439-2167
E-Mail mayer[at]uni-wuppertal.de