Neues Buch zum Werk von Arthur Schnitzler
„Die Werke des Wiener Autors Arthur Schnitzler reflektieren einen tiefgreifenden kulturhistorischen Wandel, in dessen Folge die ‚alte Welt‘ des 19. Jahrhunderts abgelöst wird von einer ‚neuen Welt‘ mit anderem, offenerem Horizont“, erklärt Prof. Dr. Michael Scheffel. Im Einzelnen verhandeln Schnitzlers Texte die Subjekt-, Sprach- und Erkenntniskrise in der Epoche der „Klassischen Moderne“ ebenso wie die Fragen der Geschlechterrollen und -konstruktionen. „Sie enthüllen, welche Tabus sich u.a. mit einer überkommenen Sexualmoral verbinden, erkunden die Keime des sich bald dramatisch verschärfenden Antisemitismus und erörtern die Voraussetzungen und Konsequenzen des Ersten Weltkriegs, den Schnitzler als einer der wenigen Autoren seiner Generation von Beginn an als Katastrophe begriff“, so Scheffel weiter.
„Ungeachtet des anhaltenden Interesses an Person und Werk Schnitzlers sind viele Fragen im Blick auf die Produktion, Rezeption und Adaption seiner Texte allerdings noch unzureichend erforscht“, sagt Prof. Dr. Wolfgang Lukas. Der jetzt vorgelegte, auf eine internationale, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Tagung an der Bergischen Universität zurückgehende, Sammelband vereint Beiträge, die neue Perspektiven und Forschungsansätze entwickeln: So u.a. zu bislang kaum behandelten Texten des Früh- und Spätwerks, zu den Beziehungen Schnitzlers zu zeitgenössischen Autoren, zur Stellung des Werks innerhalb zentraler epochaler Diskurskomplexe wie der Psychiatrie/Psychoanalyse, zu Aspekten der (Inter-)Medialität (Musik und Film) und Materialität sowie zur Geschichte der inner- und außereuropäischen Rezeption.
Wolfgang Lukas und Michael Scheffel (Hrsg.): Textschicksale. Das Werk Arthur Schnitzlers im Kontext der Moderne. De Gruyter Verlag, Berlin / Boston 2017. 288 Seiten, 99,95 Euro.