Physiker Prof. Hinrich Meyer verstorben
Hinrich Meyer kam 1975 – drei Jahre nach Gründung der Wuppertaler Hochschule – als Professor für Experimentalphysik an die Bergische Universität. Während seiner Tätigkeit in Wuppertal bearbeitete er ein weites Spektrum an wissenschaftlichen Fragestellungen, ausgehend von Beschleunigerbasierten Hochenergiephysik-Experimenten bis zur Astroteilchenphysik.
Als leitender Wissenschaftler war er am Deutschen Elektronensynchrotron DESY in Hamburg der Natur der starken Wechselwirkung auf der Spur. Unter seiner Leitung wurde 1978 mit PLUTO in einem Schlüsselexperiment das Austauschteilchen dieser Wechselwirkung, das Gluon, nachgewiesen.
Zu Beginn der 1980er Jahre ging er mit seiner Gruppe in einer deutsch-französischen Kollaboration und einem 1500 Tonnen schweren Experiment in den französischen Alpen der Frage nach, ob das Proton zerfällt. Ein solcher Zerfall konnte zwar nicht beobachtet werden, das Experiment aber wegbahnende Erkenntnisse über hochenergetische Neutrinos in der kosmischen Strahlung offenlegen. Die Astroteilchenphysik führte Hinrich Meyer schließlich auf die Höhen des Roque des los Muchachos auf der kanarischen Insel La Palma. Dort war er zunächst am Aufbau des HEGRA-Luftschauerexperimentes und dann am Bau des ersten Cherenkov Teleskop-Systems zum Nachweis von hochenergetischen Gamma-Quellen beteiligt. Viele seiner Schüler*innen sind dem Arbeitsgebiet treu geblieben und haben leitende Funktionen im In- und Ausland wahrgenommen.
Auch nach seiner Emeritierung an der Bergischen Universität arbeitete Prof. Meyer noch am DESY in Hamburg an einem von ihm in Wuppertal begonnenen Experiment zur präzisen Bestimmung der Gravitationskonstanten. Er war voller wegweisender Ideen und begeisterte sich neben der Physik vor allem auch für die Kunst.
In Würdigung seiner zahlreichen und wissenschaftlich breit angelegten Verdienste um den Fortschritt in der Physik, insbesondere der Entwicklung des Gebiets der Astroteilchenphysik in Deutschland wurde Prof. Dr. Hinrich Meyer 2015 der Titel „Senior Fellow of the Helmholtz Alliance for Astroparticle Physics“ verliehen.