Romanist Prof. Gert Pinkernell verstorben
„Die Romanistik verliert mit ihm einen vielseitigen Gelehrten, der fachliche Exzellenz ganz selbstverständlich mit großer Bescheidenheit verbunden hat. Gert Pinkernell war ein gütiger Mensch, dessen Richtschnur im Leben immer gesunder Menschenverstand, Respekt vor dem anderen und Toleranz gegenüber anderen Meinungen war“, heißt es in einem Nachruf der Fakultät für Geistes- und Kulturwissenschaften.
Nach seinem Staatsexamen in Germanistik und Romanistik an der Freien Universität Berlin arbeitete der gebürtige Braunschweiger zunächst als Wissenschaftlicher Assistent im Fach Romanistik an der Technischen Universität Berlin. 1966 wechselte er nach Marburg, wo er 1969 promovierte. 1974 habilitierte er sich in Heidelberg. Im Anschluss an eine Vertretungsprofessur in Marburg und einer kurzen Lehrtätigkeit in Heidelberg wurde er 1976 als Professor für Romanistik und Literaturwissenschaft an die Bergische Universität – damals noch Gesamthochschule Wuppertal – berufen.
Prof. Dr. Gert Pinkernell lehrte schwerpunktmäßig über die französische Literaturgeschichte ab ca. 1650. Seine Forschungsschwerpunkte waren der französische Roman im 18. Jahrhundert, das französische Theater in den 1920er bis 1950er Jahren sowie die spätmittelalterliche französische Lyrik, darunter Balladen des vor allem durch Interpretationen Klaus Kinskis bekannt gewordenen Dichters François Villon.
„Prof. Pinkernell hat das Gesicht der Wuppertaler Romanistik über vier Jahrzehnte entscheidend geprägt. Er hat den Aufbau des Faches maßgeblich mitgestaltet, für Kontinuität nach innen wie außen gesorgt, die Internationalisierung des Faches eingeleitet“, heißt es im Nachruf der Fachgruppe. Pinkernell war 25 Jahre Vorsitzender des Promotions- und Magisterprüfungsausschusses im damaligen Fachbereich Sprach- und Literaturwissenschaften. In den 1980er Jahren engagierte er sich für den Austausch mit der Universität in Wuppertals Partnerstadt St. Etienne, an der er zeitweise als Gastprofessor lehrte.
Auch als emeritierter Professor blieb Gert Pinkernell der Romanistik treu. Zwischen 2004 und 2010 arbeitete er sehr aktiv bei Wikipedia mit und schrieb rund hundert Artikel zu französischen Autoren und anderen historischen Personen oder optimierte Artikel. Seit 2011 verfasste Pinkernell auch scherzhafte Tiergedichte, von denen ein erstes Bändchen 2013 und ein zweites 2016 unter dem Titel „Es war einmal“ erschien. Außerdem arbeitete er an einem chronologisch ordnenden Online-Nachschlagewerk französischer Autoren von ca. 1100 bis ca. 1960.