Rückblick auf das Autorengespräch mit Pankaj Mishra über das „Zeitalter des Zorns“: „Chaos, Gewalt und Unsicherheit sind feste Bestandteile unseres Zeitalters“
„Wir befinden uns in einem einzigartigen Moment“, reagierte Pankaj Mishra auf die Fragen. „Alle Orientierungspunkte aus der Zeit nach 1945 sind verschwunden. Geblieben ist ein katastrophaler Vertrauensverlust in Politik und Medien, der in dieser Form so noch nie dagewesen ist.“ Der Versuch, im Zuge von Demokratie und Kapitalismus in der langen Nachkriegskonjunktur Wohlstand für alle zu erreichen, sei gescheitert. Mit der neoliberalen Orientierung in Wirtschaft und Politik seien diese Ziele geradezu konterkariert worden. Politische Institutionen hätten sich als ineffektiv oder korrupt entpuppt, während die Medien häufig als Partner von Politik und Wirtschaft aufgetreten seien. Die Herstellung annähernd gleicher Lebensverhältnisse hätte sich als Illusion entpuppt, und Benachteiligungen und Diskriminierungen den Grundstein gelegt für jene Wut und Zorn, die uns vielerorts entgegenschlagen. „Sie äußern sich in Phänomenen wie dem Brexit, der Wahl von Donald Trump oder gar Terrorismus und sind feste Bestandteile des Zeitalters, das sich am besten als ‚age of anger‘ beschreiben lässt.“ Heinrich Geiselberger stimmte dem grundsätzlich zu, mahnte aber eine genauere Differenzierung der unabweisbaren gesellschaftlichen Regressionstendenzen an.
Pankaj Mishra ist Inhaber der zweiten „Dr. Jörg Mittelsten Scheid-Gastprofessur“ an der Bergischen Universität Wuppertal und an der Fakultät für Human- und Sozialwissenschaften beheimatet. Bekannt wurde er u.a. als politischer Essayist für Zeitungen wie New York Times oder The Guardian und Magazine wie London Review of Books. Er hat hochdotierte internationale Literaturpreise bekommen und war Leipziger Buchpreisträger für europäische Verständigung.
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Prof. Dr. Peter Imbusch
Fakultät für Human- und Sozialwissenschaften
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