Unternehmen Zündfunke: Studierende engagieren sich im Kinderhaus Luise Winnacker
Als Ruth Beeker vor drei Jahren das erste Mal vor einer Gruppe Jugendlicher im Kinderhaus Luise Winnacker stand, war für die Lehramtsstudentin klar: Das ist nichts für mich. Doch sie kam wieder. „Später in der Schule kann ich ja auch nicht einfach so aufgeben“, erklärt die 23-Jährige. Heute ist sie ein bis zwei Mal pro Woche im Kinderhaus und betreut Kinder und Jugendliche mit Lernschwierigkeiten und Verhaltensauffälligkeiten. „Wenn man die in den Griff bekommt, dann schafft man alle“, sagt Ruth Beeker.
Anfangs hatte sie damit noch Schwierigkeiten. Auf der Nase herumgetanzt seien ihr die Kinder. Doch bald gewöhnte sie sich an die Situation und lernte damit umzugehen. Dabei halfen ihr vor allem die regelmäßigen Feedbackgespräche mit Lieselotte Winnacker-Spitzl und ihren Mitarbeiterinnen. Bei ihnen können sich Ruth Beeker und die anderen Studierenden zu jeder Zeit Rat suchen.
Immer zu zweit übernehmen Lehramtsstudierende die Leitung einer der Gruppen, die morgens statt Unterricht mit ihren Lehrern und nachmittags im Rahmen einer Ganztagsbetreuung kommen. Dabei steht es ihnen in Absprache mit den Schülern frei, was sie unternehmen. Sport, Natur, Spielen, Werken, Kochen, aber auch Nachhilfe und Hausaufgabenbetreuung stehen regelmäßig auf dem Programm. „Hier habe ich Raum, mich auszuprobieren“, so Ruth Beeker. Das habe ihr auch sehr geholfen, sich zu entwickeln. „Früher war ich nervös im Umgang mit Schülern“, erzählt sie, „heute gehe ich viel lockerer in die Schule.“ Auch betrachtet sie die Kinder mittlerweile anders: „Ich sehe nicht nur die schlechten Noten und das schlechte Verhalten, sondern versuche auch herauszufinden, was dahinter steckt.“
Eine Entwicklung ganz im Sinne von Lieselotte Winnacker-Spitzl. Die Lehrerin für Allgemeine- und Förderschulen gründete 1995 ehrenamtlich das Kinderhaus Luise Winnacker e.V. Ihr Ziel: benachteiligten Schülern eine Chance geben, Lehramtsstudierenden Praxiserfahrung bieten und eine Reform des Bildungssystems anstreben. Der Verein betreut heute etwa 170 Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis 17 Jahren aus Wuppertaler Förder- und Grundschulen. Viele der Mitarbeiter sind Lehramtsstudierende aus der Umgebung, allen voran von der Bergischen Universität Wuppertal.
Von Beginn an unterstützte die Uni das Kinderhaus. So können die Kinder und Jugendlichen seit 1992 während des Semesters einmal wöchentlich die große Uni-Halle für den gemeinsamen Sportunterricht nutzen. Betreut werden sie dabei von Sport-Lehramtsstudierenden. Aber auch mit Spenden hilft die Universität. Zuletzt überreichte Jutta Hilgenberg vom Organisationsteam des Universitätsballs Lieselotte Winnacker-Spitzl und ihrem Team einen Scheck über 3.000 Euro. Diese Summe erspielten die Besucher des Universitätsballs vergangenen November bei Roulette und Poker für einen guten Zweck (mehr).