Von Lügen und Fake News: Neuer Sammelband „Postfaktisches Erzählen“ erschienen
„Der strategische Einsatz bewusster Falschaussagen – ‚Fake News‘ – wird in manchen Kontexten explizit und offensiv in Kauf genommen, der Wahrheitswert oder die Nachprüfbarkeit medial vermittelter Fakten insgesamt in Frage gestellt“, heißt es in der Einleitung zum Sammelband und dient zugleich einer Beschreibung dessen, was in öffentlichen Diskursen häufig als „postfaktisches Zeitalter“ benannt wird. Die Flut von Falschaussagen und die Verbreitung von Verschwörungserzählungen in der Coronapandemie sind dafür ebenso Beispiele, wie das Leugnen wissenschaftlich nachweisbarer Phänomene wie des Klimawandels oder Donald Trumps Lügen.
Im Mittelpunkt des Sammelbands steht ein in diesem Zusammenhang wichtiges Merkmal: das Erzählen. Die Autor*innen streben einen Beitrag zur wissenschaftlichen Bestimmung der postfaktischen Epoche an und fragen, welche Rolle das Erzählen und Erzählungen in ihr einnehmen: „Wie wird erzählt? Was wird erzählt? Welche Funktionen erfüllen Erzählungen in unterschiedlichen Zusammenhängen? Literaturwissenschaft, Medienwissenschaft, Soziologie, Politikwissenschaft, Kulturwissenschaft und Philosophie bringen einen eigenen Blick auf das Verhältnis von Erzählen und Erzählungen zum Postfaktischen mit sich“, so die Herausgeber*innen.
Unter Rückgriff auf Theorien, Erkenntnisse und Methoden der Erzählforschung wird in den Beiträgen außerdem eine Bestimmung der Kernbegriffe der Debatte wie „post-faktisch“ und „post-truth“, „Wirklichkeit“ und „Wahrheit“, „Ereignisse“ und „Geschehen“ sowie „Erzählungen“, „Geschichten“ und „Narrative“ angestrebt.
Weixler, Antonius / Chihaia, Matei / Martínez, Matías / Rennhak, Katharina / Scheffel, Michael / Sommer, Roy (Hrsg.): Postfaktisches Erzählen? Post-Truth − Fake News − Narration (spectrum Literaturwissenschaft / spectrum Literature, 71). Berlin: De Gruyter, 2021, 331 Seiten; 99,95 Euro.