Wuppertaler Forscher untersuchen Wirkmechanismen von Lohnänderungen
Die Studie der Wuppertaler Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Christian Bredemeier, Prof. Dr. Falko Jüßen und Dr. Jan Gravert baut auf einer umfangreichen wissenschaftlichen Literatur auf, die nachgewiesen hat, dass sich Einkommensveränderungen eines Familienmitglieds auf dessen Einfluss in der innerfamiliären Entscheidungsfindung auswirken: Ein Karriererückschritt etwa führt tendenziell dazu, dass man in der Familie weniger zu sagen hat. Man kann dann versuchen, seine alte Verhandlungsposition im sprichwörtlichen „Familienrat“ wiederherzustellen, etwa indem man bezahlte Überstunden macht, auf die man als Single eher verzichten würde.
Um die Bereitschaft von Arbeitnehmenden für mehr Geld mehr zu arbeiten unabhängig von der Familiensituation zu untersuchen, haben die Wuppertaler Forscher eine Methode entwickelt, mit der sich der durch die Verhandlungsposition bedingte Anreiz zu Mehrarbeit in den Berechnungen berücksichtigen lässt. „In unserer Studie messen wir die Verhandlungsposition indirekt, indem wir etwas messen, das von ihr beeinflusst wird: das Konsumverhalten der Familie. Wofür eine Familie Geld ausgibt, lässt Rückschlüsse darauf zu, welches Familienmitglied gerade großen Einfluss auf die Entscheidungen der Familie hat. Was wir indirekt messen, können wir aus unseren Analysen herausrechnen. Das wiederum führt uns im Ergebnis zu einem bereinigten Effekt von Lohnänderungen auf die Arbeitsstunden“, erklärt Prof. Bredemeier.
Der Studie zufolge sind Arbeitnehmende bereit, etwa sieben Prozent mehr zu arbeiten, wenn ihr Verdienst pro Stunde zehn Prozent höher ist. Bei Vollzeit-Arbeit entspricht das knapp drei bezahlten Überstunden pro Woche. Diese Zahl ist deutlich größer als die Ergebnisse der meisten vorangegangenen Studien, die die Wirkungen von Lohnänderungen auf innerfamiliäre Verhandlungspositionen nicht berücksichtigen. Eine Schlussfolgerung der Arbeit: Mit Maßnahmen, die das jeweilige Einkommen der Familienmitglieder ähnlich verändern und sich damit nicht auf die innerfamiliäre Verhandlungsposition des Einzelnen auswirken, ließen sich Arbeitnehmende in Maßen auch zu Mehrarbeit bewegen.
Zur Studie: IZA Newsroom