Zum Tod von Prof. Dr. Dr. h.c. Siegfried MaserNachruf der Fakultät für Design und Kunst
Siegfried Maser wurde am 30. November 1938 als Sohn eines Tischlermeisters in Stuttgart geboren und verbrachte seine Schulzeit in Korntal bei Stuttgart. 1958 begann er sein Studium an der Universität Tübingen in den Fächern Philosophie, Mathematik und Physik. Er promovierte 1965 bei Max Bense und wurde Wissenschaftlicher Assistent an seinem Institut. Dort habilitierte er sich mit einer Arbeit über Numerische Ästhetik. Seine Lehrtätigkeit begann er an der Universität Stuttgart und er wechselte dann als Dozent an die Ulmer Hochschule für Gestaltung.
Im Jahre 1971 übernahm er die Professur für Systemforschung und Planungstheorie am Institut für Experimentelle Umweltgestaltung an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig. Im Jahr 1976 wurde er dort zum Rektor gewählt und steuerte die Hochschule zwei Jahre lang durch schwierige Zeiten. Zwei Jahre später, im Jahr 1978, wurde er an die damals noch junge Gesamthochschule Wuppertal berufen. Hier erhielt er den ersten Lehrstuhl für Designtheorie in Deutschland. Design war bis dato vom Machen geprägt und die theoretische Reflektion war ein Novum. Den Theoriediskurs im Design hat Siegfried Maser im deutschen Sprachraum etabliert und maßgeblich vorangetrieben.
An der Gesamthochschule Wuppertal wurde er 1983 zum Prorektor für Studium und Lehre und 1987 zum Rektor gewählt. Das Amt des Rektors übte er vier Jahre lang aus und stellte in dieser Zeit die Weichen für die weitere Entwicklung und das Wachstum der heutigen Bergischen Universität Wuppertal, der er bis zum letzten Tag seines Lebens eng verbunden war. Es war seine Intention, die Universität international mit den Partnerstädten Wuppertals zu vernetzen. Mit der Universität der slowakischen Partnerstadt Kosice hat er eine Kooperation aufgebaut. Die Universität Kosice verlieh ihm im Jahr 1991 dafür die Ehrendoktorwürde.
Eine enge Kooperation pflegte er auch mit der Helwan Universität in Kairo, mit der er viele gemeinsame Promotionsverfahren durchgeführt hat. Während seiner Rektoratszeit wurde in Wuppertal das Wuppertal Institut gegründet, dessen Aktivitäten er von Beginn an ganz aktiv unterstützt hat. Siegfried Maser hat sich in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens verdient gemacht, dafür wurde er im Jahr 2005 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet.
Nach seiner Pensionierung setzte er sich nicht zur Ruhe sondern war regelmäßig in seinem Büro in der Universität anzutreffen. Die Lehre war seine Passion und auch im Ruhestand lehrte er weiter unter anderem in Stuttgart, Salzburg und Köln. Siegfried Maser war Professor aus Leidenschaft, bis zum letzten Tag seines Lebens hat er sein Wissen an Studierende, Doktoranden und interessierte Wissenschaftler weitergegeben. Mit seinem großartigen Abstraktionsvermögen und seinem logischen Denken hat er bei vielen Studierenden, Doktorandinnen und Doktoranden Licht ins Dunkel unausgereifter Gedanken gebracht. Seine präzisen Kommentare haben Generationen von jungen Akademikern geholfen, die Strukturen ihrer Arbeit klar zu erkennen und ihre Ziele zu konkretisieren.
Siegfried Maser war ein Mensch mit gutem Charakter und einer positiven Lebenseinstellung. Er war Träger des Wuppertaler Toleranzordens. Sein Markenzeichen war die Pfeife. Mit seinem Humor und einem tiefen Zug aus seiner Pfeife hat er sich den philosophischen Abstand verschafft, der es ihm ermöglichte, nicht nur Brennpunkte sondern auch deren Ursachen und Zusammenhänge präzise zu analysieren. Er hat sich für das Wohl seines sozialen Umfeldes eingesetzt, sich engagiert, wenn Hilfe gebraucht wurde – ideell und/oder materiell. Sich selbst hat er immer zurück genommen. Seine Bescheidenheit und sein soziales Engagement zeichneten ihn aus. Er hatte seine starke Frau an seiner Seite, die ihn in seinem Wirken bestärkt hat. Helga und Siegfried Maser feierten kürzlich ihr 50. Ehejubiläum. Gefeiert hat Siegfried Maser immer gern. Von den legendären Semesterabschlussfeiern in seinem Haus erzählen die ehemaligen Studierenden noch heute.
Hervorzuheben ist sein soziales Engagement für die Wuppertaler Partnerstadt Liegnitz. Seit 1994 leitete er den Wuppertaler Freundeskreis Liegnitz e.V. und setzte sich für den sozialen und kulturellen Austausch der Partnerstädte ein. Ganz besonders am Herzen lagen ihm die Kupferkinder. Er versäumte es nie Geburtstags- und Weihnachtsgeschenke für die Kinder rechtzeitig auf die Reise zu bringen. Sein Engagement für die kranken polnischen Kinder wurde im Jahr 2009 mit dem polnischen Orden des Lächelns geehrt. Für seine großartigen Verdienste um die deutsch-polnischen Beziehungen wurde ihm 2013 das Kommandeurkreuz des Verdienstordens der Republik Polen verliehen.
Wir sind außerordentlich dankbar dafür, dass Siegfried Maser für uns da war und zutiefst traurig, dass er gegangen ist. Sein Geist und seine sozialen Projekte werden weiterleben.